Führung in unsicheren Zeiten
Endlich - nach 2-jährigem Unterbruch - konnte die Megger Tagung wiederum in der St. Charles Hall in Megger durchgeführt werden. 72 Personen Schulleiterinnen und Schulleiter, Vertreterinnen und Vertreter des Vorstands Förderverein Luzerner Volksschulen und der Geschäftsleitung der Dienststelle Volksschulbildung nahmen daran teil.
Das Thema «Führen in unsicheren Zeiten» wurde von den Veranstaltern bereits im Frühjahr 2021 gewählt, in der Meinung, dass es dabei um die Reflexion der überstandenen Pandemie gehen würde. Pia Murer, die Präsidentin des Fördervereins, führte in ihrer Begrüssung aus, dass wir uns getäuscht hätten, dass heute Corona noch immer unter uns sei und dass wir weiterhin in unsicheren Zeiten, sogar in noch unsichereren Zeiten lebten.
Sie dankte den Schulleitenden für ihr grosses Engagement während der letzten 2 ½ Jahren. Wie können wir damit umgehen? Wie können wir auf die täglichen Herausforderungen reagieren – oder besser gesagt: wie können wir nicht nur reagieren, sondern auch agieren? Es gelte also herauszufinden, welche Faktoren die Schulen für die Entwicklung in unsicheren Zeiten brauchen, um ohne anhaltende Beeinträchtigungen zu bestehen.
Um diese Fragen zu beantworten waren zwei Führungspersonen eingeladen. Marco Rossi, Infektiologe und Chefarzt Kantonsspital Luzern und Mitglied der kantonalen Covid-Taskforce und Ina Karr, Intendantin Luzerner Theater.
Vor dem Referat verwöhnten uns Patrizia Draeger und Albin Brun ein erstes Mal mit ihren Akkordeonen. Der grosse Applaus zeigte, dass die Anwesenden die musikalische Umrahmung der Veranstaltung sehr genossen.
In seinem Referat berichtete Herr Rossi auf sehr eindrückliche Art über die Situation zu Beginn der Pandemie im Februar/März 2020 mit all seinen Auswirkungen auf die Entscheidungsträger, den Spitalbetrieb und natürlich auf das Personal. Bei seinen Ausführungen wurde den Teilnehmenden vor Augen geführt, was «Führen in unsicheren Zeiten» für Führungskräfte im Gesundheitswesen bedeutet, welche Verantwortung sie sowohl für die Bevölkerung und auch für das Pflegepersonal tragen. Dabei sind Fehlentscheide unumgänglich, gerade weil die Covid Pandemie in ihrem Ausmass etwas Neues war. Man darf Fehler machen – und man muss dazu stehen. Sein Credo: Immer Pausen für die Reflexion einschalten, innehalten, die momentane Situation analysieren, Ressourcen, Strukturen und Konzepte überprüfen, und planen, welche nächsten Schritte notwendig sind.
Die anschliessende kurze Fragerunde zeigte, dass die äusserst interessanten Ausführungen von Herrn Rossi genug Stoff für eine nachmittagsfüllende Diskussionsrunde geboten hätte.
Ina Karr konfrontierte die Teilnehmenden zu Beginn ihres Referats mit der Schilderung einer Opernaufführung mit 150 Sängerinnen, Schauspielern, Musiker/innen, Bühnenbildnern, einer Probearbeit von einem halben Jahr, die an einem Tag, am 13. März 2020, am Nachmittag vor der Premiere abgesagt wurde. Anschaulicher als mit diesem Beispiel hätte den Anwesenden nicht vermittelt werden können, was es für Kulturschaffende und Kulturbetriebe bedeutet, ihren eigentlichen Auftrag, zu performen, mit Corona zunichtegemacht wurde. Ina Karr musste schmerzlich erfahren, dass Kultur im Gegensatz zur Schule nicht systemrelevant ist. Für ihr Ensemble bedeutete dies erstmals, nicht mehr im Team zu proben, sich individuell Probegelegenheiten zu organisieren, was gerade für Kulturschaffende, die meist in WG’s oder kleinen Wohnungen wohnen, ein grosses Hindernis darstellte. Als nach ein paar Wochen die Proben wieder aufgenommen werden konnten, führte das für die Führung des Theaters zu einem enormen Aufwand an Organisation. Jeden Tag Pooltests, genaue Stundenpläne für individuellen Proben, Doppelbesetzungen, damit bei Ausfall für Ersatz gesorgt war, natürlich Maskenpflicht und das auch für das Publikum. Aufgrund von Ina Karr’s Ausführungen, die sie mit Feuer und Herzblut für die Kulturbetriebe und die Kulturschaffenden vertrat, waren ihre Appelle für Führungspersonen in unsicheren Zeiten klar: Sinn stiften, Sicherheit und Vertrauen geben motivieren und kommunizieren.
Nach der Pause diskutieren die Teilnehmenden in 5-er Gruppen über die von Marco Rossi und Ina Karr vorgestellten Thesen und leiteten für ihre Arbeit als Schulleiterinnen und Schulleiter mögliche Massnahmen und Handlungsweisen ab.
In seinem abschliessenden Statement zum Nachmittag wandte sich Urs Kaufmann, Präsident a,I. VSL LU an seine Kolleginnen und Kollegen und fasste die Situation der Schulleitenden während der Pandemie und bei der momentanen Situation, wo die Schulen noch zusätzlich vor neuen Herausforderungen stünden, zusammen. Auch er dankte seinen Kolleginnen und Kollegen für ihr grosses Engagement und wünschte ihnen die Unterstützung, die sie benötigten.
Martina Krieg, Vorsteherin der Dienststelle Volksschulbildung dankte den Anwesenden für ihr grosses Engagement für die Volksschulen im Kanton Luzern, nicht nur in schwierigen Zeiten. Sie versicherte den Schulleiterinnen und Schulleitern, dass die DVS die Herausforderungen in Zeiten der Unsicherheit aufnehmen werden und zusammen mit den Schulen gute Lösungen erarbeiten werden.
Beim feinen Apéro riche wurde diskutiert, Netzwerke gesponnen, alte und neue Bekanntschaften mit Kolleginnen und Kollegen gepflegt und Kraft und Energie für die anspruchsvolle Arbeit als Führungsperson getankt.
Rückmeldung von Mikkel Rasmussen, Schulleiter KG/PS Triengen
Jede Megger-Tagung ist eine kleine Perle im Schuljahr. Eingerahmt in einem wunderschönen schönen Ambiente, eröffnen Referenten den Teilnehmenden einen spannenden Perspektivenwechsel und geben
Einblick in ihre Erfahrungswelt. Das diesjährige Thema «Führung in unsicheren Zeiten» versprach eine Reflexion des Corona-Managements.
Ernüchternd war die Erkenntnis, dass wir uns in Zukunft wohl an «Ausnahmesituationen» gewöhnen müssen und es für die neu auftauchenden Herausforderungen ständig neue Lösungen brauchen wird.
Die Fragen des Tages lauteten entsprechend: Wie kommt man weg vom «Reagieren» hin zum proaktiven «Agieren» bzw. wie bauen wir Strukturen und Teams auf, die tragfähig durch «Sturmwetter» führen? Modelle, Thesen und Anregungen gaben in der anschliessenden Gruppenarbeit entsprechend viel zu diskutieren. Wie schon in den vergangenen Jahren war es ein gelungener Anlass in einer äusserst schönen Atmosphäre.
Pia Murer, September 2022